Bilder deiner großen Liebe
Isa ist die Herrscherin des Universums: Sie kann mit ihrem Finger die Sonne anhalten und durch reine Willenskraft die verschlossenen Eisentore der Psychiatrie öffnen. Ungebunden und ausgestattet mit nichts als ihrem Tagebuch begibt sie sich auf Wanderschaft durch märchenhafte Wälder, unter wegweisenden Sternen, entlang rauschender Flüsse und begegnet den Dämonen ihres Inneren, entsprungen aus versprengten Fragmenten ihrer nebulösen Vergangenheit und lebhaften Fantasie: ein übergriffiger Lastwagenfahrer, ein ehemaliger Bankräuber, ein taubstummes Kind, ein Schriftsteller, der seine Tochter verloren hat. Puzzlestücke von Begegnungen, die zusammengesetzt das kaleidoskopische Bild eines unberechenbaren, selbstzerstörerischen, einsamen, empfindsamen, klugen 14-jährigen Mädchens ergeben. „Roadmovie zu Fuß. Mit etwas Rumprobieren einen Ton gefunden, schreibt sich wie von selbst. Und praktisch: Kein Aufbau. Man kann Szene an Szene stricken, irgendwo einbauen, irgendwo streichen, irgendwo aufhören“, so schreibt Herrndorf anderthalb Jahre vor seinem Freitod über sein bis zuletzt unvollendetes Fragment mit seiner Heldin der Verlorenheit, die den Abgrund in sich trägt. Eine mythische Figur im Kampf mit sich und auf einer Reise ohne Ziel, im Einklang mit der Natur, aber abseits der Gesellschaft, die sie für verrückt erklärt. Ein Zustand, der sie mit ihrem Schöpfer verbindet. „Ich schreie und schreie und heule und tobe, und dann ist es vorbei. Ich will spazieren. Wo will ich hin. Ich bin sehr zu viel.“